Anett Gottschalk
Museumsleiterin
Museum Synagoge Gröbzig
Lange Straße 8/10 | 06388 Südliches Anhalt

Teilnehmerin MUSEALOG 2017 | 2018
Schlossmuseum Jever
Schlossplatz 1 | 26441 Jever
Von MUSEALOG in das Museum Synagoge Gröbzig
Schon während meiner Schulzeit hatte ich ein starkes Interesse an Sprachen und entschied mich dazu, in meiner Freizeit biblisches Hebräisch zu erlernen. Daher war es für mich naheliegend, nach dem Abitur Empirische Sprachwissenschaften mit Schwerpunkt Sprachen und Kulturwissenschaft des Judentums und Klassische Archäologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main zu studieren.
Meine ersten Erfahrungen im musealen Bereich sammelte ich als Guide im Jüdischen Museum in Frankfurt. Hierbei leitete ich Führungen und Workshops für Kinder und Jugendliche. Über mein Studium hinaus war es mir möglich, diese Arbeit weiter zu intensivieren, wodurch sich mein Wunsch nach einer hauptberuflichen Tätigkeit im Museum verstetigte.
Als mich eine Freundin auf MUSEALOG aufmerksam machte, war mein Interesse sofort geweckt. Meinen Fallmanager konnte ich von der Museumsakademie und dem Nutzen für meinen beruflichen Werdegang überzeugen, woraufhin ich sehr schnell und unproblematisch den Bildungsgutschein erhielt. Ich begann MUSEALOG 2017 | 2018 am Schlossmuseum Jever, welches Träger des Gröschler-Hauses, dem Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region Friesland/Wilhelmshaven, ist. Hier beteiligte ich mich an der Erforschung der jüdischen Geschichte Jevers und legte meinen Schwerpunkt auf den jüdischen Friedhof. Neben einem Lageplan der Grabstellen entstand als Ergebnis meiner Arbeit eine touristische Informationsbroschüre.
Noch während meiner Zeit bei MUSEALOG bewarb ich mich als Leiterin des Museums Synagoge Gröbzig und konnte nach einem positiven Bewerbungsgespräch diese Stelle im Juli 2018, kurz nach Ende des MUSEALOG-Kurses, antreten.
Mit dem Jahr 1660 beginnen die Aufzeichnungen der jüdischen Geschichte Gröbzigs, einer Kleinstadt in Anhalt. Der heute erhaltene Gemeindekomplex, bestehend aus Synagoge, Kantorhaus, Schulgebäude, Remise sowie dem zwei Kilometer entfernt liegenden Friedhof, ist ein Symbol für das positive Zusammenleben unterschiedlicher Konfessionen im Ort. Die jüdische Gemeinde war ein fester Bestandteil der städtischen Gesellschaft. Aufgrund zahlreicher Abwanderungen war es den verbleibenden Gemeindemitgliedern jedoch im Jahr 1934 nicht mehr möglich, die Synagoge zu unterhalten, sodass sie diese einvernehmlich der Stadt als Ausstellungsort des Heimatvereins zur Verfügung stellten. Diesem Umstand war es zu verdanken, dass der Gebäudekomplex während der Zeit des Nationalsozialismus nur marginale Beschädigungen erfuhr. Heute ist er dadurch ein wichtiges Zeugnis jüdischer Geschichte und bildet die Grundlage unserer musealen Vermittlungs- und Forschungsarbeit.
Meine Zeit bei MUSEALOG bereitete mich intensiv auf die vielfältigen Aufgaben als Museumsleiterin im Museum Synagoge Gröbzig vor. Die erlernten Kenntnisse im Bereich Finanzmanagement und Fundraising bilden für mich die Basis eines gesicherten Arbeitsablaufes. Mit diesem Wissen war es mir möglich, verschiedenste Fördermittelanträge zu stellen, zahlreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am Gebäudekomplex durchzuführen und mich auch selbst in diesem Bereich weiterzubilden.
Inhaltlich waren die einführenden Seminare zu Thematiken wie Sammlungsmanagement, Provenienzforschung und der Erstellung von Leitbildern und Konzepten wichtige Zugangsvoraussetzungen für meine vielfältigen Aufgabengebiete. So ist es beispielsweise durch die Akquise von Fördermitteln möglich gewesen, den Sammlungsbestand zu inventarisieren und auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut zu überprüfen. Die daraus entstandenen Forschungsergebnisse bilden zu großen Teilen die wissenschaftliche Grundlage für die Arbeit in der Museumspädagogik, welche sich mit den bei MUSEALOG vermittelten Kenntnissen hervorragend ergänzen. Die Angebote des Museums richten sich hierbei nicht nur an Schülerinnen und Schüler, sondern werden auch im Bereich der Erwachsenenbildung, beispielsweise bei Schulungen in Polizeidienststellen und in Lehrerfortbildungen, durchgeführt. Zusammenfassend haben mich all diese theoretischen und praktischen Erfahrungen mit wertvollen Werkzeugen ausgestattet, um eine neue Dauerausstellung für das Museum Synagoge Gröbzig zu konzipieren und diese im November 2024 zu eröffnen.
Anett Gottschalk, Juli 2025